Nach einigen Tagen schöpferischer Pause melden wir uns heute aus dem wunderschön in den Bergen liegenden Ort Pai. Auf unserem unaufhaltsamen Weg in den Norden in Richtung der Grenze zu Laos sind wir nun hier inmitten des Gebirges in Nordthailand in diesem doch sehr westlich geprägten „Dorf“ gelandet. Doch alles zu seiner Zeit.…
Nachdem wir wie angekündigt vergangenen Mittwoch den Abend auf dem völlig überdimensional großen und für uns viel zu touristisch wirkenden Night Market im Osten Chiang Mais verbracht hatten, entschlossen wir uns, doch noch einen Tag und eine Nacht länger zu bleiben und erst freitags weiterzuziehen. So nutzten wir also den Donnerstag aus, um das Nötigste zu erledigen. Wir schlugen uns erst einmal — wie so oft — in einem kleinen gemütlichen Restaurant, dessen Besitzer ein kleiner schwuler Thai (nur verniedlichend, nicht diskriminierend) war, den Bauch voll. Den Mittag über brachten wir unsere Wäsche zur Laundry, checkten Emails.…kurz: Es war ein Gammeltag. Bis dahin! Denn am frühen Abend waren wir auf der Suche nach etwas Verdaubarem auf eine Reihe cool aussehender kleiner offener Live-Musik-Clubs gestoßen, die alle sehr gemütlich eingerichtet waren und alle über eine Bühne und riesig Platz zum hocken, sitzen, liegen und stehen verfügten. Also machten wir uns gegen 22.00 Uhr auf den Weg zu dem alten staubigen Autoparkplatz, wo alle Locations lagen und wurden nicht enttäuscht. Uns zog es zuerst in einen Reggae-Schuppen, der ganz gut besucht war und in dem eine fünfköpfige Band versuchte, den Rhythmus auf die Zuhörer übergehen zu lassen. Doch es blieb bei den Versuchen.…
Der Club hielt dafür zwei interessante Gestalten für uns bereit: Wir lernten einen französischen Möbel-Designer kennen, der drei Monate im Jahr abwechselnd in Bangkok und in Chiang Mai verbringt und in den späten 80ern für zwei Jahre in Kambodscha gelebt hat. Er konnte uns sehr hilfreiche Informationen für unsere weitere Reise geben, die uns ja bekanntlich unter anderem auch nach Laos, Vietnam und Kambodscha führen soll. Dieser Franzose war zusammen mit einem Schweizer unterwegs, den er ein paar Stunden zuvor kennen gelernt hatte. Alex, wie der Schweizer hieß, kam gerade aus einem Tempel gepurzelt, wo er zuvor 22 Tage lang mit reiner Meditation verbracht hatte und dementsprechend sehr verwirrt wirkte. Er hatte sich für diesen Abend wohl zwei Ziele gesetzt: Das erste, nämlich Elisabeth mit seinen neu erlangten Erkenntnissen und Gedanken über das menschliche Wesen und dessen Dasein gefangen zu nehmen und das arme Mädchen zu verwirren und umzukrempeln, erreichte er nicht.
Das zweite Vorhaben dagegen erreichte er mit Leichtigkeit. Er hatte sich wohl vorgenommen (auf Grund seines debilen Gemütszustandes völlig nachvollziehbar), sich jegliche Gehirnzellen wegzuknallen und sich seine Synapsen unwiderruflich zu zerstören. Wir wünschen Alex das allerbeste und hoffen, dass er noch unter uns weilt, wo auch immer, wie auch immer.
Nachdem die beiden weitergezogen waren, machten wir uns auf den Weg in den nächsten Club, wo uns eine göttliche Thai-Coverband mit musikalisch einwandfreien Darbietungen einiger Songs von Nirvana und den Red Hot Chilli Peppers den Rest des Abends zu unserer großen Freude unterhielt. Schlafes- und Chang Beer-trunken fielen wir in unsere Betten und freuten uns auf den erholsamen und wohlverdienten Schlaf. Doch jedenfalls für Felix wurde daraus nichts, denn das Bier spielte ihm einen Streich. Es wollte einfach nicht in seinem Magen bleiben, warum auch immer. Dementsprechend verlief dann auch der nächste Morgen, denn wir konnten erst den Bus Richtung Pai nehmen, nachdem auch der letzte Rest aus seinem Körper gewichen war. Und dies war gegen 11.45 Uhr auf der Bahnhofstoilette der Fall.…
Die anschließende Busfahrt bestritten wir in einem Bus, der aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts stammen musste, denn ansonsten hätten wir für etwas mehr als 100 Kilometer niemals fünf Stunden benötigt. Macht unserer Rechnung nach einen Schnitt von 20 Kilometern pro Stunde. Die Beinfreiheiten hätte wohl sogar ein Einheimischer als sehr beengend empfunden hätte. Auch die riesigen Reißsäcke, die den kompletten Bus ausfüllten, dienten nicht gerade dem Wohlbefinden. Doch wir kamen an und irgendwie hatte diese Art des Reisens auch etwas schönes, vielleicht sogar abenteuerliches, denn die Straße bahnte sich in steilen Serpentinen ihren Weg durchs Gebirge und wir bekamen schon einmal einen Eindruck von dem, was uns in den kommenden Tagen erwarten sollte.
Seit den 70er Jahren ist Pai ein Auffangbecken für heimatlose rastlose Vagabunden aus aller Welt, die woher auch immer endlos Zeit zu besitzen scheinen und sich hier einfach niederlassen. So kam es, dass sich dieser 3000 Einwohner fassende Ort zu einer Art Hippie-Kommune entwickelte und Menschen aus der ganzen Welt ein Zuhause bietet. Es ist DER Ort zum Versacken, Hängenbleiben oder was auch immer. Es ensteht hier jedenfalls ein bunter Mix aus vielen verschiedenen Sprachen, Kulturen und Religionen (hier gibt es Buddhisten, Moslems, Christen und eine Chinesische Gemeinde). Das Örtchen, das heute vom Tourismus lebt, liegt unglaublich schön im Gebirge. Die Geckos werden rar, denn auch wenn wir tagsüber immer 30 Grad haben, sinken die Temperaturen nachts extrem auf unter 10 Grad.
Wir haben die letzten vier Nächte in einem riesigen Bambus-Bungalow mit einem Dach aus Bananenblättern verbracht. Unser Häuschen, aus dem wir gerade ausgecheckt haben, liegt etwas außerhalb des Dorfes inmitten der Reisfelder, die hier gerade abgeerntet werden (sehr interessant dabei zuzusehen). Hier läuft alles sehr unkompliziert ab. Der Kühlschrank steht allen offen zur Verfügung (Vertrauen ist alles) und abends sitzt man zusammen am Tisch oder ums Lagerfeuer. Ein anderer lustiger Zeitvertreib sind die fünf Hundewelpen, die den ganzen Tag um die Häuser herumwuseln. So haben auch wir uns etwas von der lässigen Atmosphäre, die hier in der Luft liegt, anstecken lassen und einfach mal einige lockere Tage eingelegt. Obwohl es auch gelogen wäre, zu behaupten, wir hätten uns auf die faule Haut gelegt: Am Samstag haben wir uns Mountainbikes ausgeliehen und eine sechsstündige Radtour durch die Berge gemacht (wenngleich es manches Mal so steil wurde, dass wir absteigen mussten). Der Weg führte uns in die südliche Umgebung von Pai, die neben Hot Springs auch Wasserfälle und einen beeindruckenden Canyon zu bieten hat. Nach diesem doch extrem anstrengenden aber auch unglaublich beeindruckenden Erlebnis mussten wir es in der Folge doch eher ruhig angehen lassen. Nach einem „lazy Sunday afternoon“ haben wir uns gestern dazu entschlossen, den nördlichen Teil um Pai herum eher mit dem Motorrad zu erkunden. Ein Automatik-Roller für drei Euro am Tag war schnell gemietet und eine Tankladung für umgerechnet knapp über 1 Euro genügte für den ganzen Ausflug. So genossen die Flugulus also die grenzenlose Schönheit der Landschaft bei erfrischendem Fahrtwind auf den motorisierten Rädern. Ein tolles, wenn auch für den Mitfahrenden sehr stinkendes und abgashaltiges, Vergnügen. Gerne wieder, denn es gibt wahrlich keine bessere Möglichkeit, Orte und deren Umgebung so gut kennenzulernen als mit dem Mofa! Den Abend ließen wir bei einem romantischen Sonnenuntergang auf dem besagten Canyon und einem anschließenden Abendessen ausklingen und legten uns früh schlafen.
Wir haben also weiterhin sehr viel Spaß und kreieren uns unsere eigenen Trekking-Touren, auch wenn wir sicherlich irgendwann einmal an einer organisierten Tour teilnehmen werden. Jetzt sitzen wir gerade im kühlen Internetcafé und umgehen so die Affenhitze. Unser Bus fährt heute Nacht um 22.00 Uhr Richtung Chiang Rai, unserem letzten Stopp in Thailand, bevor wir dann gegen Ende der Woche die Grenze zu Laos auf dem Boot via Mekong überqueren werden. Wir melden uns mit Sicherheit vorher noch einmal und grüßen euch alle aus dem sonnigen, bergigen, spannenden und wunderschönen Thailand und freuen uns auf eure Rückmeldungen.
Macht’s gut, wir denken an euch!
Pfelix und Libabeth
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