Keine Sorge/Freude, die Rede ist vom geografisch südlichen Ende der Welt, es folgt also noch keine Ankündigung einer bevorstehenden Rückkehr, auch wenn wir angesichts des nahenden patagonischen Winters wahrscheinlich durchaus mit den frühlingshaften Temperaturen in Deutschland zu locken wären. Aber dem haben wir schon Abhilfe geschafft. Und damit wären wir auch schon bei der Nachricht des Tages angelangt. Am 7. Mai endet für uns nach vier Monaten unsere Zeit in Patagonien und ein neuer, ganz und gar anderer Reiseabschnitt beginnt: wir fliegen von Santiago de Chile nach Bogota/Kolumbien!
Uns da sind wir nichtmal allein dran Schuld: wir wurden mehr oder weniger “verschickt”. An dieser Stelle gilt unser außerordentlicher und unendlicher Dank Bettina und Klaus, die innerhalb weniger Stunden einen fantastisch günstigen Flug für uns aus der Tasche gezaubert haben! Mitten in der Nacht kam die freudige Nachricht per SMS, die uns verriet, dass es nach Bogotá gehen würde. Welch fantastischer Morgen! Wir haben uns überlegt, dass ihr uns doch in regelmässigen Abständen verraten könntet, wo es als nächstes hingeht. Das wäre zumindest mal eine alternative Art zu reisen. Uns ist zu Ohren gekommen, dass es in Alaska auch ganz nette Ecken geben soll…
So, die aktuellste aller Nachrichten wisst ihr damit. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass seit dem letzten Eintrag fast sechs Wochen vergangen sind, wollen einige von euch sicherlich wissen, wo wir uns in dieser Zeit so rumgetrieben haben. Daher wollen wir nun mal versuchen, das Erlebte möglichst kompakt zu schildern:
Unser Haus:
Seit nunmehr 2 1/2 Monaten verbringen wir unsere Nächte, bei schlechtem Wetter auch mal Tage, fast ausschließlich in unserer eigenen Bude! Dieses kleine aber feine Häuschen stellt sich dabei als wahre Festung dar, die bisher allen noch so verbitterten Angriffen der in letzter Zeit immer launischer werdenden Windprinzessin “La Patagonia” Stand gehalten hat. Zwar fällt unsere Netto-Wohnfläche mit 2,6 Quadratmetern doch eher bescheiden aus, dafür verfügen wir aber meist über einen Hintergarten, den man für kein Geld der Welt käuflich erwerben kann…
Unser Garten:
Größe und Ausstattung variieren je nach momentanem Aufenthaltsort, sind aber meist nach persönlichem Gusto frei gestaltbar. Wir haben eine Vorliebe für einen linksseitigen Blick auf die Gipfel der Anden und einen rechtsseitigen Blick auf einen Gletscher mit dazugehörigem Gletschersee entwickelt. Meist entscheiden wir uns für die Variante mit fließendem Wasser in Form eines Baches in Hausnähe. Dabei bevorzugen wir diejenigen, die direkt dem rechtsseitig gelegenden Gletscher entspringen. Da die “Reina del viento”, die “Königin des Windes”, wie Patagonien gern genannt wird, wie erwähnt auch mal einen schlechten Tag erwischt, ist es stets ratsam, sich im Windschatten eines Waldes niederzulassen, der bevorzugt von netten Erscheinungen wie dem Magellan-Specht oder Huemuls bewohnt werden sollte. Ungebetene Störenfriede wie Mäuse oder Kaninchen werden meist von unserem hauseigenen Sicherheitspersonal, einer Schar von Kondoren, freundlich aber bestimmt aus dem Gärtchen hinauskomplementiert.
(Meine Begeisterung für den schönsten Voegel unseres Planeten, des Flamingos, hat sich mittlerweile ja vermutlich schon herumgesprchen, gehört aber hier nicht hin, auch wenn wir diese wunderbaren Geschöpfe auch regelmässig unsere Reisegefährten nennen dürfen.)
Die Küche:
Das Herzstück eines jeden Anwesens sollte unserer Meinung nach natürlich immer die Küche sein, man will ja schließlich auch satt werden. Das gilt insbesondere für uns. Denn: Hunger haben wir immer! Wie hat irgendwer einestages mal treffend gesagt: Man soll essen, solange man lebt! In unserem Fall setzen wir bevorzugt auf Feuer. Wann und wo es geht, bauen wir uns eine Feuerstelle, suchen uns trockenes Holz und legen los. Da aber einige unkluge Menschen zu wenig gesunden Menschenverstand von demjenigen erhalten haben, der auch immer für die Intelligenzverteilung verantwortlich sein mag, sind Lagerfeuer mittlerweile in den meisten Nationalparks verboten. Denn außerhalb der geschützten Reservate setzen die Großgrundbesitzer alles dran, möglichst schnell auch den letzten Überrest des ursprünglichen und endemischen, also nur hier vorkommenden, Waldes zugunsten vollkommen unrentabler Weidefäechen abzufackeln. Also braucht es innerhalb der Parks nicht auch noch Touristen, die sich daran üben. Alternativ hat sich daher unser Benzinkocher als das Kochinstrument unserer Wahl etabliert.
Das Essen:
So umwerfend vielseitig sich dieses Land zeigt, so einseitig ist unsere Kost während unserer meist fünf- bis achttägigen Wanderungen. Irgendwo gibt es da ja immer einen Haken…
Unser Tag beginnt stets mit einer ordentlichen Portion Instant-Haferbrei, den wir immer schon mit Milchpulver und Zucker vormischen und je nach Lust und Laune mit Zimt, Nüssen oder Rosinen verfeinern. Also wenn man so will: Müsli! Dazu gibt es Schwarztee und alle paar Tage als besonderen Luxus einen Kakao.
Den Tag über ernähren wir uns von Nüssen, Keksen uns Schokolade. Also im Grunde nichts anderes als Zucker. Dazu versetzen wir unser Wasser stets mit einem Pulver, das im Wesentlichen aus Zucker und Fruchtaromen besteht. Ein Gesöff, das man unter normalen Umständen nur unter der unmittelbaren Androhung körperlicher Gewalt runterwürgen würde — nach acht Stunden in den Bergen schmeckt es jedoch einfach himmlisch. Deshalb nennen wir es auch gerne Saft!
Hinsichtlich des Abendessens wechseln wir stets zwischen Nudeln und Polenta. Dazu gibt es jeweils eine Fertigsauce aus unserem riesigen Fertigsaucen-Sortiment. Mit einer Zehe frischem Knoblauch müssen auch diese Gerichte einen Vergleich mit den Sterne-Restaurants dieser Welt nicht scheuen. Zumindest nicht nach der Überquerung zweier verschneiter Pässe oder einem 15 km-Marsch über die Geröllfelder Feuerlands.
Aber auch wir gönnen uns natürlich hin und wieder mal eine Kleinigkeit. Und damit ist nicht in erster Linie das Fleisch gemeint, das natürlich ab und zu auch mal probiert werden will (dabei haben sich das Bife de Chorizo und das patagonische Lamm als die Klassiker herausgestellt). Es sind vor allem die kleinen Dinge, die uns glücklich machen: sei es das Stockbrot am Lagerfeuer im Wald oder die eigenhändig gefischte, in Butter angebratene Regenbogenforelle…
Schreibe einen Kommentar