Heute nun melden wir uns zum ersten Mal aus Laos. Es hat zwar ein bisschen gedauert, aber die ersten Eindrücke mussten wir erst einmal richtig aufnehmen und vor allem genießen. Denn die bisherigen Erfahrungen — auch wenn es noch nicht sehr viele sein mögen — waren wirklich sehr beeindruckend. Das absolute Highlight war — wie sollte es auch anders sein — die Fahrt von Houay Xai nach Luang Prabang auf dem Mekong: Vergangenen Sonntag machten wir uns um 7 Uhr morgens auf den Weg von unserem Hostel in Chiang Khong auf die gegenüberliegende Seite, das zu Laos gehörende Houay Xai. Wie sich herausstellen sollte, war dies auch eine gute Idee, denn als wir schließlich mit einem kleinen Boot übergesetzt, die 30 Dollar für das Visum aufgetrieben und uns das Ticket für unser Slow Boat ergattert hatten, war es schon 10 Uhr.
Schon hier, einen Steinwurf von Thailand entfernt, mussten wir feststellen, dass hier viele Dinge um einiges komplizierter ablaufen. So können wir mit unseren Dollars hier in Laos nichts anfangen, da wir nicht über die nagelneuen Scheine von 2004 verfügen. Und da es im ganzen Land keine Geldautomaten für Touristen gibt (nur für Einheimische), waren wir doch schon das ein oder andere Mal in der unangenehmen Lage, nicht flüssig zu sein. Trotz alledem konnten wir uns einen verhältnismäßig guten Platz im Boot sichern, das wir uns mit 118 Mitreisenden teilten. Als dann endlich alle Mann an Bord waren, begannen wir mit einer dreiviertel Stunde Verspätung die nun doch schon mit Spannung erwartete Reise 250 Kilometer Fluss abwärts. Unser Fensterplatz garantierte uns gute Sicht und hätten wir anstelle von 30 Zentimeter eventuell 33 Zentimeter Beinfreiheit gehabt, so hätten wir uns entspannt zurücklehnen können. Dies blieb uns jedoch leider verwehrt und unsere Rücken- und Nacken-Muskulatur sowie unser Sitzfleisch wurden auf eine harte Probe gestellt. Doch von letzterem besitzen wir ja bekanntermaßen mehr als genug und so rückte dieses kleine Problem doch ziemlich schnell in den Hintergrund.
Der erste Tag unserer Reise führte uns immer weiter hinein in das neue Land und vorbei an sich im Mekong waschenden Mönchen, dicken fetten sich in der Sonne badenden Wasserbüffeln, vielen kleinen Bergziegen, arbeitenden Frauen (es ist wirklich krass zu sehen, dass körperlich anstrengende Tätigkeiten so gut wie nur von Frauen übernommen werden), riesigen Bambusrohren, großen Elefanten, kleinen abgelegenen Dörfern, vielen Kindern, einigen Fischerbötchen, etc…
Was uns aber am meisten fasziniert hat ist die einzigartige und größtenteils völlig unberührte Natur, die hier im Norden geprägt ist von sich endlos bis zum Horizont hinter- und übereinander auftürmenden Berglandschaften, die so dicht bewaldet sind, dass es unmöglich ist, einen Anfang oder ein Ende dieser urwaldartigen Vegetation auszumachen. Zu beiden Seiten heraus beobachten wir die ganze Fahrt lang Steinformationen, die aus dem Wasser herausragen, als Befestigungen für Fischernetze dienen und unserem Boot doch manchmal gefährlich nahe zu kommen scheinen. In diesem Bereich ist der Mekong noch nicht sehr breit und mäandriert sehr stark, was dazu führt, dass sich die Landschaft ständig verändert und für uns von Minute zu Minute neue Eindrücke bereithält.
Nach sieben Stunden Fahrt war unser nächtlicher Zwischenstopp erreicht, ein kleines Örtchen namens Pak Beng, das ausschließlich aus Restaurants, Hotels, Guesthouses und Sandwich-Buden besteht und in dieser Größe nur existiert, weil hier „Halbzeit“ ist und alle Passagierboote anlegen. So legten wir uns dann nach dem Essen auch ziemlich bald in heller Vorfreude auf den folgenden zweiten Reisetag ins Bett und mussten noch nicht einmal selbst das Licht ausschalten, da hier um 22 Uhr der Strom im ganzen Ort abgestellt wurde und bis zu unserer Abfahrt um 9 Uhr morgens auch nicht wieder lief.
Der zweite Tag war dann auch nicht minder spektakulär, jedoch um einiges ungemütlicher, da wir noch weniger Platz hatten. Doch auch hier entschädigte die Fahrt für alles. Die Landschaft veränderte sich merklich und die Anzahl von Mensch und Tier entlang des Flusses nahm immer weiter ab, während die Berge immer höher und der Fluss immer breiter wurde. Der niedrige Pegelstand ließ teilweise das helle Flussbett an die Oberfläche treten und wie einen endlosen weißen Sandstrand erscheinen. Doch alle Eindrücke zu fassen und zu formulieren ist unmöglich, sodass eigentlich nur zu sagen bleibt, dass wir bis zum heutigen Tage völlig begeistert sind von dieser einmaligen Fahrt. Einfach unbeschreiblich! Mit dem Sonnenuntergang kamen wir in Luang Prabang an und der Fluss, an dieser Stelle sehr breit und so weit das Auge reicht zu sehen, leuchtete durch die langsam hinter den Bergen verschwindende Sonne hell auf und rundete die zwei unvergesslichen Tage perfekt ab.
Für die Erkundung von Luang Prabang selbst nahmen wir uns drei Tage und Nächte Zeit und konnten schon ziemlich schnell einen großen Unterschied zu Thailand feststellen. Die Menschen hier scheinen viel ursprünglicher zu sein, sind zurückhaltender und scheinen vom hier langsam aufkommenden Tourismus noch nicht so sehr verändert worden zu sein wie wir dies in Thailand häufig feststellen mussten. Im ganzen Land müssen laut Gesetz alle Geschäfte — einschließlich der Bars und Restaurants — um Mitternacht die Pforten schließen, da ein Großteil der Bevölkerung morgens vor 6 Uhr aufsteht, um den Mönchen Almosen zu bringen. Diese Zeremonie blieb uns Langschläfern allerdings (bisher!) noch verwährt, aber wir arbeiten daran.
Einen schönen Einblick in den Tagesablauf eines Mönchs bekamen wir allerdings trotzdem in einem der großen Tempel, wo wir einige Zeit zusehen durften, wie sich die jungen Mönche in ihrer Wohnsiedlung neben dem Tempel vergnügten (auch Mönche besitzen Handys, kloppen sich, rotzen auf den Boden und sehen sich auf Märkten nach den neuesten CD- und DVD-Erscheinungen um, ein lustiger Anblick).
Alles in allem hat uns Luang Prabang trotz der riesigen Touristenschwemme sehr gut gefallen. Es gibt hier einen einzigartigen Night Market, auf dem eine tolle Atmosphäre herrscht und der neben tollen Schmuck, tollen Stoffen und billigen Klamotten auch ein tolles Angebot an kleinen Essständen bietet, an denen man für 5000 Kip (40 Cent) ein tolles Buffet mit Spezialitäten der laotischen Küche bekommt. Außerdem waren wir begeistert vom Aussehen und dem Angebot des Day Markets, der den Markt in Chiang Rai fast noch übertroffen hat und die Palette der exotischen Speisen um gebratene Fledermäuse und eine Vielzahl undefinierbarer tierischer Innereien erweiterte. Auch tote Papageien und andere einstmals schön aussehende Vögel kann man hier käuflich erwerben. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch eines etwas weiter entfernten Wasserfalls, der türkisfarben direkt durch einen Wald zwischen den Bäumen hindurch fließt.
Gestern nun sind wir in Vang Vieng angekommen, einem sehr touristischen Ort, der vor allem für Backpacker gemacht ist. Hier gibt es eine Vielzahl von Freizeitangeboten und es ist nahezu unmöglich, eine Bar zu finden, in der nicht mindestens zwei Fernseher laufen.…eben eine Fernsehstadt!
Wir haben nun vor, weiter in den Süden zu reisen. Hier wollen wir uns viel Zeit nehmen, auch mal in kleine Dörfchen gehen, mal schauen wie das hier möglich ist, denn die Reisebedingungen in Laos sind doch etwas gewöhnungsbedürftig (vom Reisen im Public Bus ist abzuraten, wir haben zwei Schweden getroffen, denen auf einer Fahrt gleich vier Mal der Reifen geplatzt ist, ein weiteres Mal verloren sie viel Zeit, weil der Zoll zwei Jäger aus dem Bus holte, die mehrere Exemplare einer geschützten Tierart erlegt hatten…das ist Laos).
Wir jedenfalls kommen hier bisher sehr gut zurecht und freuen uns darauf, dieses Land weiter kennen zu lernen, bisher gefällt es und wahnsinnig gut (es gibt so viele kleine Kinder, es ist wirklich unglaublich)!
Wir freuen uns darauf, euch weiter aus Laos berichten zu dürfen!
Bis dahin macht’s gut und seid alle lieb gegrüßt!
Felix und Elisabeth
PS: Vielleicht solltet ihr wissen, dass wir im ganzen Land weder SMS empfangen, noch versenden können. Es ist anzunehmen, dass wir auch über Handy nicht telefonieren können!
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