Kategorie: Argentina

2. Akt: Loslassen

Auf den Tag genau eine kom­plet­te Mond­pha­se lang haben wir in San Mar­cos ver­bracht. Als wir kamen, war kein Mond zu sehen. Und so war es, als wir gin­gen. Von Neu­mond bis Neu­mond, genau ein Monat. Die­se Tat­sa­che ist, wie bis­lang bei­na­he alles auf die­ser Rei­se, rei­ner Zufall. Jedoch einer, der nicht nur wie die Faust aufs Auge zu die­sem Ort passt, son­dern uns auch etwas bedeu­tet. In vie­ler­lei Hin­sicht stand die­ser Monat im Zei­chen des Mon­des. Wir haben sehr viel Zeit damit ver­bracht, den Mond und die Ster­ne zu betrach­ten. Noch nie zuvor hat­ten wir über einen solch lan­gen Zeit­raum hin­weg solch unglaub­lich kla­re Näch­te.

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Spontane Euphorie

Gera­de habe ich mei­ne bis­he­ri­gen Tage­buch­ein­trä­ge aus den ers­ten Tagen in San Mar­cos durch­stö­bert. Ich bin nicht viel zum Schrei­ben gekom­men, aber irgend­wie muss­te ich schmun­zeln, was ich da im bewusst­seins­wer­wei­ter­ten Zustand so wahr­ge­nom­men habe. Eini­ger­ma­ßen zusam­men­hangs­lo­se Asso­zia­ti­ons­ket­ten. Wenn ich aber so drü­ber nach­den­ke, ist das aber doch ziem­lich reprä­sen­ta­tiv für den ver­gan­ge­nen Monat. Ganz per­sön­li­che Gedan­ken­fet­zen, die ich unver­än­dert aus dem Tage­buch ent­nom­men habe und als tei­lens­wert emp­fin­de. Wahr­schein­lich gera­de des­halb, da sie in Momen­ten sehr inten­si­ven Emp­fin­dens ent­stan­den und damit Aus­druck des­sen sind, was die­ser Ort und sei­ne Men­schen so aus­ge­löst haben.

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1. Akt: Ankommen

San Mar­cos Sier­ras, Argen­ti­ni­en. Ankom­men. Das bedeu­tet in ers­ter Linie, sich wohl zu füh­len. Wohl zu füh­len in einem Land, das man nur ober­fläch­lich kennt, unter Leu­ten, deren Leben – zumin­dest geo­gra­fisch – sehr weit von­ein­an­der ent­fernt sind. Und es bedeu­tet, sich und sei­ne Liebs­ten noch bes­ser ken­nen zu ler­nen. Mit dem vor lan­ger Zeit gefass­ten Ent­schluss, gemein­sam auf eine lan­ge Rei­se zu gehen, geht viel Unge­wiss­heit ein­her. Wir haben den uns ver­trau­ten All­tag bewusst auf­ge­ge­ben. Das war nicht ein­fach, aber doch alter­na­tiv­los. Abschied neh­men tut weh. Und auf eine wun­der­sa­me Wei­se auch gut, denn der Abschieds­schmerz ist zugleich Zeug­nis und Aus­druck der Bedeu­tung der Men­schen, die einem nahe ste­hen. Von nun an also suchen wir einen neu­en, einen Rei­se­all­tag. Die letz­ten Tage und Wochen vor Beginn die­ses neu­en Abschnitts waren auf­rei­bend und wir alle haben das Bedürf­nis, uns nun alle Zeit der Welt zu neh­men, zur Ruhe zu kom­men und Zeit mit­ein­an­der zu ver­brin­gen.

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