Nach nur drei weiteren Stunden im Flugzeug erreichten wir nun also am Montag, den 12. Februar, total gespannt unser nächstes Ziel Wellington, die Hauptstadt Neuseelands. Dort erwartete uns dann endlich Eva und es war wirklich geschehen: Wir trafen uns tatsächlich am anderen Ende der Welt, unglaublich!!!
Wir hatten uns natürlich sehr viel zu erzählen und verbrachten zunächst einmal einige Zeit im „Fidel’s“, einem tollen Café, welches seinen Namen dem kubanischen Staatspräsidenten Fidel Castro zu verdanken hat.
Danach erreichten wir mit viel Glück und Zufall „Rowena’s Lodge“, ein Hostel auf dem „Mount Victoria“, einem der zahlreichen Hügel, zwischen denen die Stadt liegt. Zunächst einmal mussten wir uns an den frischen Wind und die unerwartet kalten Temperaturen gewöhnen, also packten wir zum ersten mal unsere Wanderschuhe und und Pullover aus und wärmten uns mit Kaffee und Tee. Nachdem wir seit sehr langer Zeit einmal wieder einen Supermarkt westlichen Standards besuchen konnten, ließen wir unseren Gelüsten freien Lauf und stellten uns auf ein abendliches Festmahl ein: Pasta, Salat, Pilze, Hühnchen und australischer Rotwein standen auf der Speisekarte und die große Küche gab uns alle Freiheiten. Endlich Nudeln!!!
Der Abend fand anschließend seine Fortsetzung auf der großen Außenterrasse. Nette Leute, Wein und Bier, was will man mehr?
Auch mit am Start: Björn aus Celle und Volker aus Bad Schönborn, mit denen wir uns von Anfang an sehr gut verstanden. Dienstags dann besorgten wir uns ein Ticket für die Fähre auf die Südinsel und und ließen uns von Eva Maria durch die Stadt führen. Cuba Street und Courtenay Place; eine angenehme Stadt, in der was los ist! Am Abend dann noch einmal Pasta und Fleisch, Gitarrenmusik auf der Terrasse und anschließend Suche nach einem geeigneten Plätzchen, ein Bierchen zu trinken. Einzige Möglichkeit: Ein Irish Pub. Jaja die Briten…
Ein paar Bier zusammen mit Björn und Volker, dann ab ins Bett, denn am nächsten Morgen rief die Südinsel. Doch das, worauf wir uns zunächst so gefreut hatten, glich zunächst einmal einem Albtraum. Da Felix im verkaterten Zustand offensichtlich seine Gehirnleistung stark einzuschränken scheint, passierte das, was nicht passieren sollte: Wir warteten auf das Schiff, während die Handtasche mitsamt Reisepass, Kamera und Kreditkarte noch im Bus lag…übel!
So wurde die wunderschöne Überfahrt zum Trauerspiel und das schlimmste aller Szenarien war drauf und dran, wahr zu werden. Wir sahen uns schon vor der Botschaft sitzen, auf einen neuen Pass wartend, alle Bilder weg, das Konto leergeräumt. Horror!
Niemand wollte es aussprechen, aber alle dachten wir es uns: Das war’s!
Trotzdem bewahrten Eva Maria und Elisabeth einen klaren Kopf und konnten die Kreditkarte sperren lassen. Nichtsdestotrotz war natürlich die Stimmung auf dem absoluten Tiefpunkt, als wir nach vier Stunden in Picton ankamen. Mit hängenden Köpfen machten wir uns auf die Suche nach einer Bleibe für die folgende Nacht. Und dann geschah das Unglaubliche: Am Ende der Straße kamen uns Björn und Volker entgegen, die im selben Bus gefahren waren, jedoch eine andere Fähre genommen hatten und tatsächlich die Handtasche über der Schulter hängen hatten. Der Hammer! Welch unfassbares Glück!
So verbrachten wir dann auch alle fünf zusammen zwei fröhliche Tage in der „Villa“, einem tollen Hostel mit gemütlicher Küche und Spa Pool, mit viel Wein und noch mehr Pasta. Wir hatten ja schließlich etwas gut zu machen…
So reiften dann auch die gegenseitigen Sympathien und es begann, wahre Liebe daraus zu werden!
Es kam dann so weit, dass wir uns dazu entschieden, uns nach ausgiebigem Shopping im Second-Hand-Geschäft (Zelt, Besteck, Regenjacke) zusammen auf den Weg zum Abel-Tasman-Nationlpark zu machen. Der Bus brachte uns dann nach Marihau, dem Ausgangspunkt unserer geplanten viertägigen Wanderung. Nach einem Tag auf dem dortigen Campingplatz machten wir uns mit unseren Rucksäcken und dem nötigen Proviant für die folgenden Tage auf unseren Weg. Vor uns lagen 45 Kilometer, die wir in drei Tagesmärsche aufteilten. Am ersten Tag ging es von Marihau nach Torrent Bay, wo wir unseren Campingplatz vermuteten. Fünf Stunden benötigten wir bei strahlendem Sonnenschein und relativ einfachem Terrain. Der Weg führte uns durch dichten Farnwald entlang der Küste durch eine traumhafte Landschaft, die einfach nur surreal erscheint: Die dichte, saftig grüne Vegetation mündet in goldene Granit-Sandstrände, welche von unwirklich türkisfarbenem Wasser umgeben sind, in dem sich jede Menge Stachelrochen tummeln. In der Mitte des Ozeans Felsinseln, die von Seehunden belagert werden. Unsere Wanderung orientierte sich an den Gezeiten, einige Strände können nur bei Ebbe überquert werden oder erfordern lange Umwege durchs Hinterland. Verausgabt erreichten wir so unseren „Campingplatz“, welcher diesen Namen allerdings nicht verdiente: Steinharter Untergrund, Wespennester im Boden und kein Wasser. Erstklassig!
Also: Halbe Stunde Rückmarsch quer über das Watt zurück nach Anchorage, wo wir unser Zelt aufschlagen konnten. Dann Baked Beans und ab ins Bett. Todmüde!
Am nächsten Tag dann ein hartes Programm: 19 Kilometer, mehr Steigungen, Muskelkater und die Hitze. Zwischenzeitliche Gedanken, aufzugeben, waren dann schnell wieder verworfen und nach sieben Stunden war das Ziel Onetahuti erreicht. Hier wurden wir noch eine ganze Weile von einer ganzen Herde von Possums belustigt, die bei Dunkelheit auf der Suhe nach etwas Verwertbarem von ihren Bäumen kamen und so gar keine Scheu zeigten, sich in der Nacht todeslustig auf das Zelt von Björn und Volker stürzten. Danach wieder Dosenfutter und Schlaf, die Tagesabläufe wiederholten sich, eine gewisse Routine stellte sich ein, für uns zwar neu, aber durchaus sehr angenehm. Vorfreude auf den nächsten Tag. Die letzte Etappe führte uns von Onetahuti nach Totoranui. Die letzten 13 Kilometer waren an diesem Tage ein gemütlicher Marsch, der mehrmals von den Tücken der Gezeiten unterbrochen wurde. Beim ersten mal half uns noch ein einheimischer „Hippie“, der uns mit seinem kleinen Boot auf die gegenüberliegende Seite fuhr, wo der Weg weiterführte und uns sowohl durch sein äußerliches Erscheinungsbild als auch durch seinen coolen Hund zu wahren Paparazzis werden ließ. Danach gönnten wir uns eine Pause, gingen schwimmen, fuhren unser Gepäck in Ermangelung eines ausgeprägten Orientierungssinns per Boot erst auf die andere Seite, dann wieder zurück und standen dann später vor einer abenteuerlichen Aufgabe: Es galt, einen Weg von etwa 500 Metern durch das gerade abebbende Meer zurückzulegen, was dann darin endete, dass wir hüfthoch über Muschelbänke durchs Wasser wateten, wobei wir gegen die starke Strömung ankämpfen und unsere Rucksäcke irgendwie über Wasser halten mussten, was dann letztendlich auch gelang. Danach hieß es genießen. Die letzten Stunden in diesem wunderschönen Stückchen Erde, diese vollkommen unwirkliche Farbe des Wassers, unser Glück mit dem Wetter (über die kompletten fünf Tage blauer Himmel und Sonnenschein), die körperliche Anstrengung und die Belohnung durch diesen einzigartigen Küstenabschnitt, keine Häuser, unberührte Natur, die man teilweise ganz für sich alleine zu haben scheint, einfach tolle Tage zusammen mit tollen Leuten, viel Spaß und ein bisschen Abenteuer. Toll!
Die durch die Ebbe freiliegenden Felsen lieferten uns unser letztes Abendessen: Miesmuscheln! Zum Abschluss ein unfassbarer Sternenhimmel und ein wärmendes Lagerfeuer. Besser hätte es uns in diesem Moment wirklich nicht gehen können. Eine schöne Bootsfahrt zurück nach Marihau, unserem Ausgangspunkt, die uns die zurückgelegte Strecke noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten ließ, einfach unvergessliche Tage, ohne Frage einer der Höhepunkte unserer bisherigen Reise.
In Motueka, der nächstgrößeren Stadt, hieß es dann Abschied nehmen von den beiden Jungs, mit denen wir wirklich sehr viel Spaß hatten und die uns sicher in Deutschland mal über den Weg laufen werden. Euch, Björn und Volker, noch eine schöne weitere Reise!
Die zwei Nächte im „Happy Apple“ in Motueka, einem Zentrum für „Fruitpicking“, nutzten wir dann zur Erholung, ließen es uns gut gehen und führten uns noch einmal vor Augen, welch Glück es war, diese Dinge gemeinsam erlebt zu haben!
Danach verbrachten wir drei Tage in Nelson, in denen wir sehr gut türkisch Essen gingen, uns im Hostel „Palace“ wohl fühlten, nette Leute trafen und es einfach noch genossen, zusammen zu sein. Doch trotz (oder gerade wegen) der wunderschönen zehn Tage fiel der Abschied alles andere als leicht. Gerne hätten wir noch mehr Zeit verbracht, gerade weil alles so unkompliziert und selbstverständlich ablief. Die Tatsache, dass Eva Maria jedoch noch während unseres Aufenthaltes einen Job bekam, machte die Situation für beide Seiten etwas leichter. So zogen wir eben weiter und Eva Maria begann mit ihrer Arbeit. Noch am gleichen Tag nahmen wir dann das Schiff von Picton nach Wellington und konnten diesmal die Reise trotz extremer Müdigkeit (die Nacht mit einem Briten und einem Iren hatte uns in der Nacht zuvor um den Schlaf gebracht) bei gutem Wetter genießen.
In Wellington kehrten wir schließlich noch einmal für zwei Nächte in die gleiche Herberge, wie schon zuvor mit Eva, ein und wurden zufälligerweise Zeugen des kubanischen Karnevals, DEM Ereignis in Wellington. Dort fanden wir die komplette Innenstadt gesperrt vor, das Alkoholverbot für zwei Tage aufgehoben, dutzende von Bühnen, unzählige Straßenmusiker, die sich mitsamt Schlagzeug auf die Straße stellten und viele verkleidete und betrunkene Menschen, die auf den Vordächern der Geschäfte zum Rhythmus der kubanischen Musik tanzten. Eben ein riesiges buntes Stadtfest. Am folgenden Tag ließen wir uns selbstverständlich das viel gerühmte Nationalmuseum „Te Papa“ nicht entgehen, wurden aber dann doch wieder vom Hunger in die Stadt getrieben und fanden noch eine neue Regenjacke für Felix.
So machten wir uns dann also für alle Wetterbedingungen gerüstet auf den Weg nach Taupo. Dort hatten wir genau einen Tag Zeit, den wir damit nutzen wollten, das berühmt-berüchtigte „Tongariro Crossing“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Tongariro) zu machen, eine sechsstündige Wanderung durch den Tongariro Nationalpark, der unter anderem als Drehort zahlreicher Szenen des Filmes „Herr der Ringe“ diente. Die Wanderung durch diese einzigartige Vulkanlandschaft ist jedoch für sehr schnelle Wetteänderungen bekannt und es kann durchaus passieren, dass es innerhalb kürzester Zeit zu schneien beginnt, sogar im Hochsommer. Trotz Unlust am frühen Morgen (Zitat Elisabeth: „Ich will nicht auf den scheiß Berg, ich will schlafen!“) mussten wir uns um 5 Uhr in der Früh auf den Weg machen. Uns blieb ja so wie so keine andere Wahl. Aufgeweckt durch unseren todeslustigen Busfahrer („Doun’t dringk se woder fromm se strieems!“, „Raet Kraeiter“, er musste Deutscher sein, zum schreien!), der unsere Sympathien gewonnen hatte, nachdem er eine junge Frau, die mit ihrem Freund gerade zusteigen wollte, mit „little boy“ ansprach, versuchten wir einfach mal unser Glück — und dieses schien uns einmal mehr an den Füßen zu kleben, anders ist es ist zu erklären, dass die Nebelfelder innerhalb kürzester Zeit verschwanden und wir bei Windstille und blauem Himmel nur mit T-Shirt bekleidet das atemberaubende Panorama bestaunen konnten. Zahlreiche verschieden große Vulkankrater türmen sich hinter- und übereinander auf, riesige Flächen erkalteter Lavamassen, ein roter Krater, Schwefelquellen, türkisfarbene „Emerald Lakes“ inmitten des schwarzen Gesteins und unglaubliche Ausblicke aus 2000 Metern Höhe.
Es kann gut sein, dass Eva Maria ein Glücksbringer für uns ist, denn sie hatte erst drei Wochen zuvor das gleiche Glück gehabt und versprach uns wahrlich nicht zu viel! Ein klein wenig Genugtuung gegenüber der neunmalklugen Unken in unserem Guesthouse, die uns schlechtes Wetter prognostiziert hatten und es vorzogen, noch eine Woche zu warten, um derweil Angeln zu gehen, konnten wir dann nach unserer Rückkehr nicht verbergen.
Die Ursache des angesprochenen Zeitdrucks hies Rotorua. Diese Stadt, die eine Stunde nördlich von Taupo liegt, bot uns nicht nur „Wai-O-Tapu“ („Thermal Wonderland“), eine Anhäufung von Mudpools, Geysiren, Schwefelhöhlen, heißer Quellen und sonstigen Formen vulkanischen Ursprungs in allen Farben und Formen, sondern war zugleich auch unser letzter Halt, bevor wir am folgenden Tag dort von Antje, Lara und Jana abgeholt wurden. Am Abend besuchten wir die „Polynesian Spa Pools“, Bäder, deren Wasser direkt aus den umliegenden Schwefelquellen stammt und gesund für die Haut sein soll, vor allem aber entspannt.
Danach ging es ins „home-sweet-home“ der Longneys nach Whakatane. Dort wartete neben Mark auch ein eigenes Bett, tolles Essen und vor allem die lang ersehnte familiäre Atmosphäre auf uns. Nachdem wir uns ordentlich ausgeschlafen hatten, gab es am Abend ein 2 kg-Lammsteak direkt vom Grill, Kartoffelauflauf und Salat. Die Dinge, nach denen wir uns wirklich lange Zeit gesehnt hatten. Am nächsten Tag war Stadtbummel angesagt, am Abend ging es ans Meer zum Fischen. Aber von wegen mal ein bisschen die Angel ins Wasser halten. Mark stürzte sich bei rauhem Seegang mit dem Kajak in die Fluten, am Boot die „longline“ befestigt, an der in regelmäßigen Abständen Köder angebracht sind. So paddelte er bei diesen unmenschlichen Bedingungen einige hundert Meter aufs Meer hinaus und ließ die Schnur, an deren Ende ein Gewicht befestigt ist, los. Nun hieß es warten. Nach einiger Zeit und erfolglosen Versuchen mit der üblichen Angel, wurde die Schnur wieder eingeholt und tatsächlich hatten wir drei Exemplare am Haken. „Snapper“, rote Fische mit blauen Punkten und scharfen Zähnen. Der größte wurde in die Pfanne gehauen, den beiden kleineren wurde im Räucherofen Dampf gemacht (nebenbei sei erwähnt, dass dies der beste Räucherfisch war, den wir je gegessen haben). Für uns eine ganz neue Erfahrung, die uns großen Spaß bereitet hat. An unserem letzten Tag schwangen wir uns dann für zwei Stunden auf Pferderücken, ritten durch die umliegenden Hügel und Wälder und erfüllten uns damit einen kleinen Traum. Der Abend endete dann zu viert (an den kleinen Mädels gingen die Tage natürlich auch nicht spurlos vorbei) mit Lammkeule, Ziege und Tonnen von Nachspeisen.
Es war wirklich eine tolle Zeit, die für uns mehr als nur ein perfekter Abschluss unserer tollen, wenn auch kurzen Zeit in Neuseeland war. Die drei Wochen haben uns so sehr erfüllt, dass wir trotzdem das Gefühl haben, aus dieser kurzen Zeit das Beste herausgeholt zu haben. Es steht allerdings auch fest, dass wir eines Tages wieder zurückkehren müssen, denn dieses Land bietet so viele wunderschöne Seiten, ist so vielfältig, dass man sich wirklich wünschen würde, irgendwann einmal mit mehr Zeit wieder zu kommen. In diesem Punkt ist Eva Maria wirklich nur zu beneiden.
Nun gut, wir können dieses Land ruhigen Gewissens verlassen und sind sehr froh, dass uns diese Zeit ausnahmslos glücklich gemacht hat!
Und außerdem ging es für uns ja auch noch weiter. Da war doch noch etwas, oder?
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