Ja, nun ist es soweit: Nach mehr sechs regen­lo­sen Wochen, die die Lebens­dau­er unse­rer Schleim­häu­te wahr­schein­lich um meh­re­re Jah­re ver­kürzt und unse­re Schweiß­drü­sen an den Rand ihrer Leis­tungs­fä­hig­keit getrie­ben haben, sind wir vor weni­gen Stun­den an Kam­bo­dschas Süd­küs­te – und damit am MEER – ange­kom­men. Da wir bei­de seit zwei Tagen leicht erkäl­tet sind, bie­tet sich hier in Siha­nouk­vil­le die Mög­lich­keit, sich in Ruhe ein wenig aus­zu­ku­rie­ren. Wir woh­nen in einem der gemüt­li­chen klei­nen Holz-Bun­ga­lows und schau­en bei viet­na­me­si­schem Kaf­fee und Amok (Fisch-Cur­ry) von unse­rer Ter­ras­se aus auf den wei­ten Oze­an. Der Him­mel ist heu­te ange­nehm bedeckt und in unse­rer klei­nen Sied­lung bekom­men wir vom Lärm der unauf­halt­sam wach­sen­den Ort­schaft, die mit ihren vie­len Strän­den immer mehr Tou­ris­ten anzieht, wenig mit.


Ins neue Jahr sind wir in Phnom Penh mehr geses­sen als gerutscht, was wir aber als sehr ange­nehm emp­fan­den. Tags­über besuch­ten wir den rie­si­gen präch­ti­gen Königs­pa­last und hat­ten dort eine zwie­lich­ti­ge Begeg­nung mit einem jun­gen Mönch, der nach einem schö­nen und inter­es­san­ten Gespräch am Ende ziem­lich unmiss­ver­ständ­lich auf ein Leben so ganz ohne mate­ri­el­le Besitz­tü­mer nicht ver­zich­ten woll­te und ein­deu­tig auf eine groß­zü­gi­ge finan­zi­el­le Unter­stüt­zung von uns hoff­te (er bat uns dar­um, ihm einen Kam­bo­dscha-Reis­füh­rer für zehn Dol­lar zu kau­fen?!?)…
Nach ein paar Bier­chen und einem spek­ta­ku­lä­ren Syl­ves­ter-Essen (zur Abwechs­lung gab es mal lecker Reis), wel­ches wir in Anwe­sen­heit eines wirk­lich rie­si­gen Rep­tils (Eidech­se? Gecko?) genos­sen, führ­te uns der Weg am Abend auf eine im See schwim­men­de Pon­tong-Bar. Nach eini­gen gemüt­li­chen Ang­kor-Bier­chen stie­ßen wir dann zum ers­ten Mal aufs neue Jahr an. Wir auf dem Dach sit­zend, unter uns eine tan­zen­de Men­ge, unter ihnen eini­ge gut­ge­laun­te ein­hei­mi­sche „Knal­lin­ger“, die aus ihren Hän­den Rake­ten star­ten lie­ßen und in ihrem Suff völ­lig los­ge­löst unbe­merkt das Ober­deck (also uns!) unter Beschuss nah­men. Jeden­falls sehr lus­tig. Zwei Minu­ten spä­ter war auch in der benach­bar­ten Bar Mit­ter­nacht, sodass wir somit am Ende über fünf Mal den Jah­res­wech­sel beju­beln durf­ten. Auch an Syl­ves­ter ticken eben die Uhren in Asi­en etwas anders…
Den fol­gen­den Neu­jahrs­tag ver­penn­ten wir zur Hälf­te und besuch­ten anschlie­ßend Wat Phnom, einen in der Stadt gele­ge­nen Tem­pel­hü­gel, der eher durch die Anwe­sen­heit unzäh­li­ger Affen auf den umlie­gen­den Bäu­men, als durch atem­be­rau­ben­de ein­zig­ar­ti­ge Schön­heit beein­druckt. Anschlie­ßend bega­ben wir uns in dem nagel­neu­en, mons­trö­sen und hoch­mo­der­nen Ein­kaufs­zen­trum Psar Tmei auf die Suche nach einer Jeans für Eli­sa­beth, die nach lan­ger Zeit und aus­gie­bi­gen Anpro­ben lei­der nicht von Erfolg gekrönt wur­de, da die Frau­en hier schein­bar einen durch­schnitt­li­chen Ober­schen­kel-Durch­mes­ser von zehn Zen­ti­me­tern haben und die Grö­ßen ab 28 (ent­spricht eher euro­päi­schen 26) rar wer­den, was natür­lich den eige­nen Maßen nicht gera­de schmei­chelt…
Auch der Abend nahm mit Spa­ghet­ti Car­bo­n­a­ra, Taglia­tel­le Nicoise und bri­ti­schem Live-Fuss­ball im TV ein eher euro­päi­sches als asia­ti­sches Ende und bil­de­te zugleich den Abschluss unse­res schö­nen Auf­ent­halts in Phnom Penh. Nach­dem Felix zum ers­ten Mal (wenn auch eher zufäl­lig) eine dicke fet­te gegrill­te und mit Kräu­tern gefüll­te Krö­te gekos­tet und für „schmack­haft“ befun­den hat­te, kamen wir 120 Kilo­me­ter süd­lich der Haupt­stadt in Kam­pot an, wo wir die fol­gen­den drei Näch­te ver­brach­ten. Die Stadt an sich stach zwar nicht durch außer­ge­wöhn­li­che Sehens­wür­dig­kei­ten her­vor, bot jedoch neben eini­gen lecke­ren Restau­rants eine von uns in die­ser Grö­ße und Qua­li­tät noch nicht gese­he­ne „Alt­stadt“ aus der Kolo­ni­al­zeit, die den Ort ein wenig roman­tisch wir­ken und den Glanz ver­gan­ge­ner Tage erah­nen las­sen. Am gest­ri­gen Don­ners­tag schlos­sen wir uns einer geführ­ten Tour in den Bokor Natio­nal­park an, in dem wir nach drei­stün­di­ger Fahrt auf der Lade­flä­che eines Jeeps über die 1917 gebau­te aber heu­te voll­kom­men zer­stör­te „Stra­ße“ auf dem Gip­fel eines Ber­ges die „Bokor Hill Sta­ti­on“ erreich­ten. Die­ses aus eini­gen weni­gen Gebäu­den bestehen­de Ört­chen liegt auf über 1000 Meter Höhe mit­ten im Nichts und wur­de im ers­ten Drit­tel des 20. Jahr­hun­derts unter fran­zö­si­scher Kolo­ni­al­herr­schaft errich­tet. Es besteht aus einem Hotel, einer Poli­zei­sta­ti­on, einem Tem­pel, einer katho­li­schen Kir­che, einem rie­si­gen Casi­no und weni­gen wei­te­ren Häu­sern, die heut­zu­ta­ge jedoch alle von unge­sund wir­ken­dem oran­ge­far­bi­gem Schim­mel befal­len sind und nur noch im Roh­bau erhal­ten sind. Die Rui­nen, unter denen sich unter ande­rem die könig­li­che Som­mer­re­si­denz, der Schwar­ze Palast, befin­det, wur­den erst­mals 1040 von den Viet­na­me­sen erobert, letzt­end­lich 1970 von den Khmer Rouge besetzt und in der Fol­ge bis in den letz­ten Win­kel geplün­dert.
Uns geht es wei­ter­hin gut und wir sind mal gespannt, ob die Strän­de hier ein­la­dend sind und wir viel­leicht sogar ein Bad im Salz­was­ser genie­ßen kön­nen, wer weiß…

Wir freu­en uns rie­sig über das wei­ter­hin unge­bro­che­ne Inter­es­se und eure tol­len Bei­trä­ge!

Wir hof­fen, dass ihr alle gesund und mun­ter in 2007 gerutscht seid und grü­ßen euch alle ganz lieb!!!

Bis bald, eure Ulus