Hallo liebe Christkinder!
Heute melden wir uns aus dem wenig weihnachtlichen und staubtrockenen Pakse.
Seit Freitag Nacht sind wir nun richtig im Süden des Landes angekommen und haben in diesen drei Tagen gute wie bekackte Zeiten durchgemacht. Aber keine Sorge…wir sind nach wie vor zusammen unterwegs!
Unsere schlechten Erfahrungen beziehen sich ausschließlich auf Form und Aussehen, also das äußere Erscheinungsbild, dessen, was Felix einstmals zur gründlichen Verdauung in seinen Körper einschleuste. Doch eben dieser Körper machte ihm einen flüssigen Strich durch die Rechnung und machte ihn für die ersten 24 Stunden handlungsunfähig. Schlimmer noch: Er mutierte zu einem jämmerlichen Abbild seiner selbst und vegetierte als ein großer Haufen Elend vor sich hin…
Doch Elli kümmerte sich aufopfernd und selbstlos um den Verkümmerten, sodass sich innerhalb von nur einer Nacht der verhängnisvolle Virus verzog und Energie durch die saft- und kraftlosen Adern des Opfers floss.
So machten wir uns heute nach dieser kleinen ungeplanten Pause auf, die Umgebung von Pakse zu erkunden. Wir schlossen uns einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter an, um uns morgens um 8 Uhr auf den Weg zu machen (sehr angenehm, insgesamt zehn junge nette europäische Menschen, davon vier Pärchen und ein Guide). Die nähere Umgebung hieß in diesem Falle Bolaven Plateau, eine Hochebene, 1200 Meter hoch gelegen, DAS Anbaugebiet für Kaffee, Tee und Kautschuk. Dementsprechend steuerten wir zuerst eine Tee- und Kaffeeplantage an und bekamen dort einen interessanten Einblick in die Produktion der „Wachmacher“. So wissen wir nun, dass die Blätter grünen und roten Tees Teil eines recht unspektakulär wirkenden Gebüschs sind und (nur hier?) der Tee mehr Teein enthält als der Kaffee Koffein. Jede Familie besitzt hier ein größeres oder kleineres Anbaugebiet und der nur in dieser Höhe unter schwierigen (weil trockenen) Bedingungen angebaute Kaffee „Robusta“ schmeckt extrem intensiv und hat einen sehr hohen Koffeinanteil.
Nach diesem informativen Zwischenstopp führte uns der Weg zu einem riesigen Wasserfall, der weniger aufgrund seiner Wassermassen als vielmehr aufgrund seiner Fallhöhe beeindruckte (zwei Flüsse fallen parallel über 150 Meter in die Tiefe, bis sie in einem nicht einsichtbaren Loch verschwinden). Dieser Anblick kombiniert mit einer imposanten Geräuschkulisse brachte uns doch einige Minuten zum Staunen.
Nach diesem ersten Appetithäppchen war unser Hunger natürlich noch lange nicht gestillt und so führte uns ein staubiger steiniger Weg zum nächsten, vom vorigen völlig verschiedenen, Wasserfall. Dieser fällt zwar aus etwas geringerer Höhe, dafür kann man aber aus nächster Nähe bestaunen, wie er nicht weniger beeindruckend in das (zugegeben etwas trübe) türkisfarbene Flussbett fällt und sich dann seinen Weg scheinbar durch den Urwald bahnt. Der junge, witzige, gut Englisch sprechende Guide ermöglichte uns sogar, die Steinkante zu erklimmen, von der aus die Wassermassen in die Tiefe stürzen. Das alles bei strahlendem Sonnenschein — sehr schön!
Auf der Hälfte des Weges war um 12.30 Uhr Pause angesagt und nach einem Reisgericht und einigen frischen Bananen, beobachtet von einer fetten Sau und vielen kleinen Hunden, wurden wir bei frischem grünen Tee und einem kräftigen „Robusta“ auf unseren bevorstehenden Besuch in einem kleinen Dorf vorbereitet. So kamen wir also mit allen Verhaltensregeln vertraut in dem Ort Katou an, einem kleinen Minderheitendorf der Mon-Khmer-Volksgruppe, die ursprünglich aus Vietnam stammt. Hier trafen wir aufgrund unseres bei der Dorfgemeinschaft sehr beliebten Guides auf eine große Schar größtenteils fröhlicher Kinder, die sich nach anfänglicher Zurückhaltung auf gemeinsames Fußballspielen und Herumtollen einließen. Diese Volksgruppe hat ihre eigene Sprache und ihre eigenen Sitten und Gebräuche, sprich Traditionen. So darf hier ein Mann bis zu drei Frauen haben (die Frauen bekommen ab dem Alter von 17 Jahren jedes Jahr ein Kind, daher die Vielzahl von Kindern und Großfamilien) und Verstorbene werden in einem Holzsarg an der Erdoberfläche unter einem Moskitonetz beigesetzt und erst nach fünf Jahren dürfen sie besucht werden und ihre Gebeine werden in einer Urne vergraben.
Sehr typisch und für uns gleichzeitig schockierend war hier der typische exzessive Tabakkonsum der Menschen. Sie bauen ihren eigenen extrem starken Tabak an und die Kinder fangen traditionell in einem Alter von zwischen vier und fünf Jahren an, die Nikotinbomben zu konsumieren. Wir haben einen kleinen Jungen gesehen, nicht älter als drei Jahre, der aus einem Bambusrohr, einer Art selbstgebastelter Bong, das fast größer war als er selbst (!), geraucht hat…
Dementsprechend leiden sehr viele Menschen unter den daraus hervorgehenden Krankheiten und sterben aufgrund der absolut nicht vorhandenen medizinischen Versorgung sehr früh (landesweit liegt die Lebenserwartung bei 54 Jahren). Trotzdem war dieser Besuch bei den Menschen, die in relativer Armut leben, kein Museumsbesuch, sondern ein Treffen, das auf beiden Seiten große Freude erweckte und uns beeindruckt und auch ein wenig nachdenklich zurücklässt. Mit dem abschließenden Blick auf die Dorfschule, in der alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden und gerade Gesangsunterricht hatten, endete unser Besuch dieser „Minority Village“.
Mit einer ganzen Menge neu gesammelter Eindrücke und langsam auch etwas müde bildete ein dritter Wasserfall den Abschluss unseres tollen Tages. Aus dem vorgesehenen Badegang wurde aufgrund der Kälte in 1000 Metern Höhe zwar nichts, aber eine letzte Rast auf den Felsen des Falls stimmte uns und die ganze Gruppe trotzdem froh und wir können sagen, dass sich der Tag und jeder Cent der 14 Dollar, die wir in ihn investiert haben, voll und ganz gelohnt hat.
Wir haben uns den ganzen Tag über mit allen Leuten, Franzosen, Belgiern und Dänen, schön unterhalten, viele nützliche Informationen für unsere weitere Reise gesammelt und darüber hinaus nette Menschen kennen gelernt!
Nun sind wir gespannt darauf, ob sich der Weihnachtsmann auch in kurzen Hosen wohl fühlt und sich auch im heißen Laos blicken lässt!
Seid alle umarmt!
Eure Zipfelmützen
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