Heute stellt Felix das Verbindungsglied zwischen Wildnis und Zivilisation dar. Er ist sozusagen der „frontiersman“. Nach dem eher nervenaufreibenden und enttäuschenden Unternehmen Bangkok zogen wir wie schon angekündigt am folgenden Tag weiter gen Norden nach Sukhothai. Die Hoffnung darauf, uns Bangkok noch anzuschauen schien uns ebenso völlig ausgeschlossen wie die Idee, uns diese stinkende Stadt schönzusaufen.
Also fuhren wir zum ersten Mal mit einem Tuk-Tuk (nach allen Seiten offenes, überdachtes, klappriges, extrem stinkendes aber trotzdem sehr spaßbringendes Personentransportmittel auf drei Rädern) zum Bahnhof der Stadt. Bis dieser Schritt gemacht war verging allerdings einige Zeit, denn man muss wissen, dass es sich bei den „bangkoknesischen“ Tuk-Tuk-Fahrern (sie nennen sich selbst auch gerne Taxi- oder Busfahrer) keineswegs um zurückhaltende, genügsame Menschen handelt, sondern um aufdringliche, hartnäckige Geldgeier. Bei der riesigen Konkurrenz ist dies aber auch nicht verwunderlich und durchaus verständlich, aber eben extrem nervig (um unsere Gunst feilschte man mit gebrochenem Deutsch, wobei nur die Phrase „langsam, langsam“ beherrscht wurde). Die anschließende Zugfahrt nach Phitsanulok war dagegen die reinste Erholung und entschädigte uns für alles. Für umgerechnet weniger als neun Euro fuhren wir sechs Stunden lang klimatisiert unserem Ziel entgegen, wobei wir durchgehend mit warmen Speisen, Getränken und lecker Kaffee und Kuchen versorgt wurden und uns ob des unglaublichen Services in einem Traum wägten – Zug fahren in Thailand gerne immer wieder.
Am Ziel angekommen ließen wir uns von einem netten Menschen zum Bus Richtung Sukhothai kutschieren. Zusammen mit einer älteren einheimischen Frau, die unsere Anwesenheit offensichtlich begrüßte, wurden wir mit reichlich Gepäck auf seinem umfunktionierten Motorrad mitgenommen. Hierbei sassen wir auf einer hölzernen Ladefläche, die oberhalb der Vorderrades befestigt war und jede Sekunde auseinanderzubrechen drohte. Letztendlich aber eine sehr aufregende Fahrt, die wir sehr genossen haben. Schon hier war vollkommen klar, dass von nun an alles etwas entspannter ablaufen würde. Viel entspanntere, freundlichere und zurückhaltentere Menschen, die ein Nein auch als Nein hinnehmen konnten (nach wie vor wird man aber mit Austritt aus dem Bus von Tuk-Tuks umringt und noch bevor man ausatmen kann, sitzt man schon wieder in der nächsten Knatterkiste). Jedenfalls nahmen wir einen Bus von Phitsanulok Richtung Sukhothai, der uns 42 Baht (1 Dollar) kostete und eineinhalb Stunden über staubige ungeteerte Strassen führte. In diesem Bus waren wir die einzigen Touristen, was doch sehr interessierte Blicke seitens der überwiegend jugendlichen Thais hervorrief (auch weil das Dach für Felix um etwa 30 Zentimeter hätte erhöht werden müssen…).
Der Zielort hielt für uns glücklicherweise bei Dunkelheit doch noch ein Plätzchen in einem Hostel frei. In einem schönen Bambus-Bungalow im Grünen verbrachten wir im „Garden House“ zwei Tage mit Klimaanlage (es war unvorstellbar heiß und schwül) für weniger als acht Euro pro Nacht — selbstverständlich für beide zusammen. Hier wurden wir wie überall nachts von einer Hand voll Geckos besucht, die teilweise etwas zu zutraulich wurden und sich todesmutig auf uns stürzten.
Am Sonntag liehen wir uns Fahrräder und besuchten die Altstadt des Ortes (Historical Park), eine riesige beeindruckende Tempelanlage. Montagmorgen führte uns dann der Weg weiter mit dem Bus nach Lampang, was uns auch sehr gefiel. Hier findet man Straßenzüge, die aufgrund uralter Holzwohnhäuser eher an den Wilden Westen erinnern. Unser Aufenthalt dort bestand also eher aus Stadterkundung und chillen (sprich lecker Essen und Chang Beer). Den Abend vor Elisabeths Geburtstag verbrachten wir in einem coolen Restaurant am Fluss mit zwei sehr netten Bayern, die uns seither verfolgen (oder umgekehrt).
Am gestrigen Freudentag besuchten wir nach dem Ausschlafen mittags das Thai Elephant Conservation Center, ein „Auffangbecken“ für die in Thailand einst als Arbeitsgeräte eingesetzten Tiere. Hier war unsere Freude groß, als wir das erhoffte Babyrüsseltier zu Gesicht bekamen. Anschließend hatten wir jedoch das Problem, dass wir mitten auf dem Highway standen und angeblich irgendwann von einem grünen Bus nach Chiang Mai aufgesammelt werden sollten. Dies erübrigte sich jedoch nach kurzer Zeit, da wir göttlicherweise von drei unglaublich netten Thais in einem klimatisierten Jeep mitgenommen wurden, nichts dafür bezahlen sollten und gleichzeitig noch hilfreiche Informationen über Ching Mai, die Heimatstadt des Königs, bekamen.
Nun sind wir seit gestern Nachmittag glücklich in der „Blumenstadt“, in der das Klima wegen der nahe gelegenen Berge sehr angenehm ist, wenn auch tagsüber brutal heiß. Elisabeths Geburtstag ließen wir mit einer einstündigen Fußmassage und anschließendem Essen mit Mango Lassi und Chang Beer ausklingen und sind in einer tollen Herberge gelandet (zahlen zusammen weniger als 9 Euro). Nach wie vor genießen wir das reichliche Essen, das selten teurer als ein Euro ist und überall hammergut schmeckt, auch wenn unsere Essgewohnheiten nach wie vor meilenweit auseinander liegen (sprich: Chili und Curry gegen Tofu, Cashewkerne und Ananas). Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Tempel, von denen es hier nicht weniger als 300 gibt.
Wir haben das Gefühl, dass wir von Tag zu Tag mehr ankommen und sind beeindruckt von der Einstellung der Menschen zu ihrer Religion. Jeder Mensch grüßt die heiligen Stätten, die oft am Wegesrand liegen, mit einem kurzen andächtigen Gruß. Schön anzusehen sind auch die unzähligen vorwiegend blutjungen Mönche, die sich in der ganzen Stadt aufhalten, von allen Leuten hoch angesehnen sind und versorgt werden (es ist schon etwas lustig ein kleines orangefarbenes Mönchlein zu sehen, das auf einem Mofa durch die Stadt gefahren wird. Uns beeindruckt die uneingeschränkte Gastfreundlichkeit der Menschen hier, sie interessieren sich wirklich ehrlich für unsere Herkunft und helfen uns immer gerne weiter, freuen sich über unsere Anwesenheit und unser Interesse.Es kann also so weitergehen.
Uns zieht es jetzt noch auf den Night Market, mal sehen was uns erwartet. Den morgigen Tag werden wir auf jeden Fall noch in dieser tollen, bisher wohl schönsten Stadt, verbringen und hoffen, dass es euch allen gut geht. Wir haben uns sehr über das große Interesse gefreut und hoffen, dass ihr euch weiter bei uns meldet. Auf diesem Wege auch ein großes Dankeschön von Elisabeth für die lieben Glückwünsche und auch einen Extradank an Johannes, unseren großartigen Manager!
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