Nun also Copa­ca­ba­na am legen­dä­ren Titi­k­a­ka-See. Ja, nun waren wir schon im Nor­den des Lan­des ange­kom­men und die 30 Tage unse­res Visums neig­ten sich lang­sam aber sicher dem Ende ent­ge­gen. Was gäbe es also schö­ne­res, als die letz­ten Tage in die­sem Land, das wir so schät­zen und lie­ben gelernt haben, das so vie­le ein­zig­ar­ti­ge Din­ge für uns bereit­ge­hal­ten hat, in aller Ruhe auf einer Insel an einem der schöns­ten Seen der Welt zu ver­brin­gen?


Genau aus die­sem Grun­de ver­brach­ten wir nur einen Tag lang in Copa­ca­ba­na, dem berühm­tes­ten und wich­tigs­ten Wall­fahrts­ort des Lan­des, wel­cher male­risch zwi­schen grü­nen Hügeln am Ran­de des Sees liegt. Von der Spit­ze des die Stadt über­ra­gen­den Ber­ges hat man eine fan­tas­ti­sche Aus­sicht über den See und die vor­ge­la­ger­ten Inseln. So auch die Isla del Sol, die wir an die­sem Abend noch in wei­ter Ent­fer­nung im Abend­rot eines gran­dio­sen Son­nen­un­ter­gangs ver­schwin­den sahen. Die­se Insel ist der Mytho­lo­gie der Inka nach der Ursprungs­ort der Son­ne, sie hieß ursprüng­lich „Titi­ca­ca“. Nach ihr wur­de spä­ter dann der See benannt. Sie spielt somit eine zen­tra­le Rol­le in der Inka-Kul­tur und weist des­halb auch zahl­rei­che Inka-Rui­nen auf. Wir hat­ten uns ent­schlos­sen, die 17 Kilo­me­ter bis nach Yam­pu­pa­ta, dem letz­ten Fest­land-Punkt vor der Insel, zu lau­fen. Zum einen hat­ten wir lan­ge Zeit kei­ne Wan­de­rung gemacht und zum ande­ren gilt die Stre­cke als über­aus attrak­tiv. So pack­ten wir unse­re Ruck­sä­cke auf die Schul­tern und stie­fel­ten los, oft in Gesell­schaft von Ein­hei­mi­schen, die immer wie­der das Gespräch mit uns such­ten. Der Trek bot uns einen Ein­blick in das von Land­wirt­schaft und Fisch­zucht gepräg­te Leben rund um den See, wie wir ihn zum einen nicht erwar­tet hät­ten und zum ande­ren nicht mis­sen wol­len. Knapp fünf Stun­den dau­er­te der Marsch. Am Ziel ange­kom­men waren wir nicht nur rich­tig erschöpft, son­dern mal wie­der rich­tig ver­brannt. Nun gut, der Weg war es mehr als wert, ein kur­zes Stück führ­te sogar über eine alte Inka-Stra­ße – unse­re ers­te Berüh­rung mit die­ser Kul­tur. Tol­le Bli­cke über den rie­si­gen wie ein Meer wir­ken­den See mit sei­nem glas­kla­ren tief­blau­en Was­ser, das bis zum Hori­zont reicht, unglaub­lich! Von Yam­pu­pa­ta aus fuh­ren uns zwei Ein­hei­mi­sche mit ihrem Ruder­boot auf die Insel, zu deren Ost­sei­te die schnee­be­deck­ten Sechtau­sen­der für eine atem­be­rau­ben­de Kulis­se sor­gen. Drei Näch­te ver­brach­ten wir auf die­ser klei­nen Insel, die man inner­halb von drei Stun­den von Nord nach Süd durch­lau­fen kann. Zwei Tage lang stan­den nun mal wie­der ganz im Zei­chen der Natur und da die Son­nen­in­sel auto­frei ist (wie auch sonst, es gibt ja kei­ne Stra­ßen, ledig­lich Tram­pel­pfa­de, außer­dem ist die Insel extrem steil) blieb uns außer Wan­dern auch nichts ande­res übrig. So besuch­ten wir die Inka-Rui­nen im Nor­den und Süden der Insel, genos­sen den Blick von unse­rer Ter­ras­se auf den See und die Ber­ge, pro­bier­ten die hoch­ge­lob­te Titi­k­a­ka-See-Forel­le, erfrisch­ten uns mit Oran­gen­saft und lie­ßen ein­fach mal etwas Urlaubs­stim­mung auf­kom­men, erfreu­ten uns dar­an, nicht mit einer der übli­chen Tages­tou­ren nur für ein paar weni­ge Stun­den die Rui­nen stüm­per­haft zu besu­chen. Vor der Tür lag ein Ais­sichts­punkt, von dem aus wir uns Son­nen­auf- und Unter­gän­ge anschau­en und die Stim­mung in vol­len Zügen genie­ßen konn­ten. Der mit Abstand schöns­te Son­nen­auf­gang, den wir jemals gese­hen haben!
Nach den vier Tagen auf der boli­via­ni­schen Sei­te des Sees muss­ten wir uns dann aber auch lang­sam ran­hal­ten, schließ­lich war der letz­te Tag unse­res Visums ange­bro­chen. Doch noch muss­ten wir uns nicht vom See tren­nen, es galt ledig­lich, die Gren­ze nach Peru zu über­schrei­ten.