Peru

Lan­ge Zeit haben uns die Anden beglei­tet. Wenn man es genau nimmt, befin­den wir uns ja auf einer ein­zi­gen, lan­gen Anden-Rei­se. Sieht man mal von gele­gent­li­chen Abste­chern ins Ama­zo­nas-Tief­land oder die Pazi­fik-Kües­te ab, durch­schrei­ten wir also mitt­ler­wei­le seit 8 1/2 Mona­ten die­sen unfass­bar viel­fäl­ti­gen Gebirgs­zug — vom pata­go­ni­schen Inland­eis bis hin­auf zu den Aus­läu­fern des Gebir­ges in Kolum­bi­en. Das Lau­fen, Wan­dern, Trek­ken — wie auch immer man die Fort­be­we­gung auf zwei Bei­nen mit einem dicken Ruck­sack auf den Schul­tern nen­nen mag — hat sich zu unse­rer gro­ßen Lei­den­schaft ent­wi­ckelt. Es gibt nichts schö­ne­res, als nach einem gan­zen Tag in den Ber­gen am Abend sein Zelt an einem Gebirgs­see auf­zu­schla­gen und sich den Magen mit Fer­tig­nu­deln und Thun­fisch voll­zu­schla­gen.

Eine berech­tig­te Fra­ge: WAS braucht ein Mensch mehr?

Unse­re Rei­se haben wir seit unse­rem letz­ten Ein­trag wei­ter gen Süden fort­ge­setzt. Nach­dem uns ein defek­tes Kame­ra-Objek­tiv man­gels Alter­na­ti­ven zu einem klei­nen Abste­cher in die Haupt­stadt Lima zwang (wo wir letzt­end­lich auf einem fas­zi­nie­rend erschre­cken­den Heh­ler-Markt jeman­den fin­den konn­ten, der das Objek­tiv repa­rie­ren konn­te), kamen wir nach etli­chen Stun­den im Bus im ersehn­ten Hua­raz an. Nicht nur dem ein­ge­fleisch­ten Berg­schrat ist dies ein Begriff, gilt der Ort doch als ein Mek­ka für Natur­freun­de. Dies ist der Tat­sa­che geschul­det, dass er am Fuße der Cor­dil­le­ra Blan­ca liegt, der höchs­ten Gebirgs­ket­te der Welt außer­halb des Hima­la­yas. 22 Gip­fel über 6.000 Metern, über 50 sind es über 5.700, ver­teilt auf ledig­lich 180 km Län­ge, spre­chen ihre eige­ne Spra­che. Nicht sel­ten wird das Gebiet als das bes­te Trek­king-Gebiet der Welt bezeich­net. Dies ist natür­lich eine höchst sub­je­ti­ve Ansicht, tut der Tat­sa­che aber kei­nen Abbruch, dass es sich höchst obje­tiv um einen atem­be­rau­ben­den Fle­cken Erde han­delt. Da aber hier der Win­ter meist im Lau­fe des Sep­tem­bers ein­kehrt und man nach Mög­lich­keit zusieht, dass man sich bei den ers­ten hef­ti­gen Schnee­fäl­len nicht gera­de auf einem Pass auf knapp 5.000 Metern befin­det, war unse­re Zeit knapp bemes­sen. Etwas zu knapp viel­leicht, denn die Mög­lich­kei­ten sind nahe­zu unbe­grenzt. So ent­schie­den wir uns, zur Akkli­ma­ti­sie­rung eine fünf­tä­gi­ge Rund­wan­de­rung zu star­ten — den “San­ta Cruz Trek”. Im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes ein “Höhe­punkt” stell­te die Über­schrei­tung des Pas­ses bei “Pun­ta Unión” auf 4.750 Metern mit atem­be­rau­ben­den Bli­cken auf die Anden­cordil­le­re dar.

Kaum zurück, konn­ten wir einen Wet­ter­um­bruch fest­stel­len. Die gewöhn­lich wol­ken­frei­en Tage wichen mehr und mehr wol­ken­ver­han­ge­nen Nach­mit­ta­gen und die immer wei­ßer wer­de­nen Gip­fel der umlie­gen­den Ber­ge zeug­ten vom bevor­ste­hen­den Ein­zug des Win­ters. So tra­fen wir schwe­ren Her­zens die Ent­schei­dung, mehr­tä­gi­ge Wan­de­run­gen in der benach­bar­ten “Cor­dil­le­ra Huay­huash” und rund um den “Alpama­yo” auf das nächs­te Mal zu ver­schie­ben. Fuü uns ist sicher: hier­her kom­men wir zurück!

Nach  zwei fan­tas­ti­schen Wochen beschlos­sen wir also, einen neu­en, min­des­tens genau­so auf­re­gen­den Abschnitt der Rei­se ein­zu­läu­ten: unse­re Über­fahrt von Peru Über Bra­si­li­en bis nach Vene­zue­la (wo wir dann schließ­lich hof­fent­lich wie­der auf unse­re gelieb­ten Anden tref­fen wer­den). Ein Unter­fan­gen, wel­ches Man­gels Stra­ßen ein­zig und allein auf einem DER gro­ßen Was­ser­we­ge die­ses Pla­ne­ten statt­fin­den wird: dem Ama­zo­nas.

Seit eini­gen Tagen sind wir mit Jonas und Maria aus Mer­burg unter­wegs. Gemein­sam mit ihnen reis­ten wir von den Anden (Hua­raz) über die Pazi­fik­küs­te (Tru­jil­lo) ins Ama­zo­nas­be­cken nach Yurima­gu­as, wo wir heu­te Mor­gen ange­kom­men sind. Eine Rei­se von 3.100 Metern auf Mee­res­spie­gel inklu­si­ve der Durch­schrei­tung sämt­li­cher Kli­ma- und Vege­ta­ti­ons­zo­nen, die mit eini­gen Zwi­schen­stopps gut eine Woche in Anspruch genom­men hat.

Peru also. Immer­noch Peru. Nicht, dass drei Wochen eine son­der­bar lan­ge Zeit für solch ein gro­ßes Land wären. Es ist wie­der ein­mal die Viel­fäl­tig­keit, die den Unter­schied macht. Eben noch im Bann der 8-Mil­lio­nen-Metro­po­le Lima, mor­gen unter­wegs zwi­schen schnee­be­deck­ten 6.000er-Gipfeln und tür­kis­far­ben schim­mern­den Glet­scher­se­en und heu­te inmit­ten des immer­grü­nen Tro­pen­wal­des an der Mün­dung des Ama­zo­nas. Nicht zu ver­ges­sen die teils gewal­ti­gen Über­res­te ver­gan­ge­ner Zivi­li­sa­tio­nen. Ob nun die Inka (Machu Pic­chu), die Chimú (Chan Chan) oder die Cha­vín de Huan­t­ar: alle­samt haben sie ries­ei­ge, beein­dru­cken­de Bau­ten hin­ter­las­sen, die eine Rei­se wert sind.

Mit den unter­schied­li­chen Regio­nen gehen unter­schied­li­che Lebens- und vor allen Din­gen Ess­ge­wohn­hei­ten ein­her. Das obli­ga­to­ri­sche “Cuy Asa­do”, also das gegrill­te Meer­schwein­chen in den Anden, gehört eben­so zu den Spe­zia­li­tä­ten der Regio­nal­kü­chen wie “Ceviche”, roher Fisch und rohes Mee­res­ge­tier mit schar­fem Limet­ten­saft mari­niert, am Meer.

Eine wei­te­re Beson­der­heit liegt in der indi­ge­nen Her­kunft des Groß­teils — zumin­dest der länd­li­chen  — Bevöl­ke­rung begrün­det: die Spra­che. Im Anden-Hoch­land wer­den Que­chua und Aymara, im Ama­zo­nas­be­cken vor allem Yano­mam-Spra­chen gespro­chen, sodass außer­halb der tou­ris­ti­schen Zen­tren oft­mals die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung  — wenn über­haupt — schlech­ter Spa­nisch spricht als wir. Ein merk­wür­di­ges Gefühl auf einem Kon­ti­nent, auf dem Spa­nisch in den aller­meis­ten Län­dern offi­zi­el­le Lan­des­spra­che  ist!

Wir sind froh, jetzt auch die­sen Teil des Lan­des ken­nen­ler­nen zu dür­fen. Es ist ein Teil, der offen­sicht­lich (noch) abseits des “Grin­go Trails” liegt, der gera­de hier in Peru an eini­gen Orten beson­ders aus­ge­tre­ten scheint (Machu Pic­chu, Inka-Trail etc.).  Wir sind gespannt, was die nächs­ten Wochen für uns bereit­hal­ten. Bis­her wis­sen wir nur, dass wir zunächst von Yurima­gu­as nach Iqui­tos fah­ren. Ein Boot haben wir zwar noch nicht, wir sind aber zuver­sicht­lich, dass das mor­gen alles klappt. Soll­te dies der Fall sein, war­ten auf uns zunächst etwa vier Tage in einer Hän­ge­mat­te. Von dort aus ver­blei­ben dann noch etwa 2000 km bis nach Manaus/Brasilien, also dem vor­aus­sicht­li­chen Ende unse­rer Ama­zo­nas-Odys­see.

So Gott/Pachamama will, kön­nen wir euch in etwa zwei Wochen davon berich­ten, welch Ein- und Aus­bli­cke 2.700 km Boots­fahrt auf dem Ama­zo­nas so lie­fern kön­nen…

(Fotos fol­gen…)

2 Comments

  1. und wie issn das aufm boot…gibts das essen?wieviele leute?warm?laut?klo?haltet ihr an und guckt dann mal?soooo lange…wir jetzt 20h von paler­mo nach genua..das! war schon lange…aber auch nicht der amazonas…ihr macht groß­ar­ti­ge sachen..das isses. tau­sen­mil­lio­nen! küs­se von der memo

  2. ach ihr süßlinge…so schö­ne beschrei­bun­gen und so schö­ne bil­der und so viel wun­der­ba­re natur und so weni­ge leute.…wie soll das nur werden..hier in monnem…oder so ähnlich…werdet ihr da je wie­der anwach­sen…?? tau­send küs­se von der memo

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